PIPER SUPER CUB im Maßstab 1 : 3

Ich möchte im Vorfeld darauf hinweisen, dass dieser Bericht keine Bauanleitung, sondern nur einige Anregungen bieten soll, wie man die Fertigstellung des Modells machen kann. Da dieses Modell ja für "gestandene Modellbauer" und nicht für Anfänger gedacht ist, spare ich mir besondere Einzelheiten.
Hersteller World Models

Beurteilung

Vertrieb Modellbau Lindinger Vorfertigung      = sehr gut
Preis 699,00 Euro Passgenauigkeit      = sehr gut
Eignung Profis Adaptierung      = kein abnehmbares Leitwerk
Vorfertigung ARF Bauanleitung      = sehr gut
    Ausstattung      = sehr gut

 

Technische Daten / Zubehör

Verwendete Mischer

Spannweite 3580mm
Motor Höhenruder
Motor Seite
Klappen Höhenruder
Klappen Querruder
Querruder Seite
Schleppkupplung Rundumlicht
Länge 2310mm
Höhe 850mm
Spannweite HLW 940mm
Flächeninhalt 182 dm2
Rohbau / Fluggewicht 7.904g / 13.087g (lt .Hersteller 13.000g)
  Motor ZDZ 100B NG  
  Schalldämpfer Adaptiert: 2 x Dämpfer / Zenoah ZG 62  
  Zündung ZDZ Ignition  
  Stromvers. Zündung 1 x 4200 Kokam LiPo 2S 1P  
  Tank 1200 ccm  
  Servos 2x Quer/2x Klappen/ 1x Kupplung = HiTec 645BB/MG,
1x JR 4041 Motordrossel, 2x HR/HS-5645BB/MG Digital
 
  Empfänger Futaba R 6014 FS 2,4GHz  
  Stromvers. Allgemein 2 x 3400 MAh Lipo 2S 1P  
  Akkuweiche DPSI Mini Magic von Emcotec  
  Beleuchtung 2 Landescheinwerfer in der Motorhaube, 1 Rotating Beacon
(Rundumlicht von Optotronics) an der Rumpfunterseite
 
Elektronik von www.eheli.at und Elektronik für Rundumlicht von Optotronics
 
  Stromversorgung für Beleuchtung 1 x Kokam LiPo 1200mAh 2S 1P  

 

Der Bau

 

Nun, wenn man Älter wird, sieht man ein wenig schlechter. Und was macht ein Modellpilot, wenn er schlechter sieht? Richtig: er baut größere Modelle. Da ich schon immer eine große Piper wollte, kam diese gerade Recht. Nach einer Inspektion des "Bausatzes" bei Modellbau Lindinger entschloss ich mich zum Kauf, da die Qualität schon im Vorfeld überzeugte. Beim Öffnen des Kartons sticht einem sofort die saubere Verarbeitung ins Auge. Nun gut, manches mal ist der Schein besser als das Ergebnis. Ob die Qualität hält, was sie verspricht, wird der Bau zeigen. Das erste Zusammenstecken des Modells zeigte jedenfalls, das sich alles ausgezeichnet aneinanderfügen lässt. Auch das Zubehör lässt keine Wünsche offen: stabiles Heckfahrwerk, Pilotenpuppe, alle benötigten Schrauben in Metrisch (!), Dekorsatz, Räder, fertig gebogenes Fahrwerk, sogar Servohebel mit Kugellager (!) sind beigepackt.
 
Bei der ersten "Anprobe" auf der Ladefläche meines Autos (Renault Espace) kam allerdings etwas Ernüchterung auf. Der Hersteller hat das Leitwerk nicht abnehmbar, sondern als fest mit dem Rumpf verklebt vorgesehen. So ging das nicht. Das soll aber nicht abschrecken, denn durch einen kleinen Eingriff wird das Problem behoben; frei nach dem Motto: was nicht passt, wird passend gemacht! Aber beginnen wir von vorne:
 
Motor: Welcher Motor? Diese Frage stellt sich automatisch, wenn man Schleppambitionen hat. Vorgesehen ist ein ZG 80B. Nach der Zeichnung in der Bauanleitung müsste der Motor verkehrt herum eingebaut sein, also mit den Auspufföffnungen nach oben. Diese Montage wäre mir Neu. Leider passt weder ein Einzylinder noch ein Boxer in dieser Größe ganz unter die Motorhaube. Mir jedenfalls sind zwei kleine Ausschnitte links und rechts in der Motorhaube lieber als ein Riesenloch rechts unten für den Kopf eines Einzylinders. Ich wählte einen ZDZ 100B NG, da der 100er Boxer  mit 2190g leichter (!) als der 80ccm ZG (2870g) ist. Die zweite Frage war die der Abgasführung, sprich Auspuff. Ein Boxer hat bekanntlich zwei Auslässe, die entweder in zwei kurzen Dämpfern oder in einen Sammeldämpfern nach Vorbild des ZG 80 von Tony Clark münden. Ich hatte - dank der Unterstützung eines Kollegen - zwei alte ZG-62 "Flüstertüten" zur Verfügung. Diese wurden kurzerhand auf meine Zwecke adaptiert und mit den Selbstbaukrümmern von Krumscheid zu zwei Auspuffanlagen umfunktioniert. Der Vorteil: man braucht keine Löcher in den Kopfspant zu machen, was die Festigkeit erhöht. Leichter ist das ganze auch noch und die Schalldämpfer geben keine Wärme in das Rumpfinnere ab, würde doch die Empfangsanlage, die Elektronik und der Tank direkt über den Dämpfern zu liegen kommen. Von Vorteil beim Einpassen der Dämpfer erwies sich die beiliegende durchsichtige Dummy-Motorhaube, durch die ich die Einbaulage der selbstgestrickten Dämpfer genau festlegen konnte.
 
Da keine besonderen Vibrationen zu erwarten waren, wurde der Motor mit gedrehten Abstandshalter aus Alu an die richtige Stelle gebracht und ausgerichtet. Auch das Drosselservo fand seinen Platz im Motorraum am Kopfspant, mit einem Alublech gegen direkte Hitze geschützt. Die Lufteinlässe an der Motorhaube wurden mit Drahtgeflecht gegen Eindringen von Schmutz gesichert. Ich wollte unbedingt Landescheinwerfer einbauen, was aber in den Flächen nur erschwert möglich gewesen wäre. Daher wurden sie direkt in der Motorhaube eingeharzt und per Goldsteckern mit der Elektronik verbunden.
 
Leitwerk: Als praktisch denkender Mensch bin ich gegen ein Leitwerk dieser Größe, das nicht abnehmbar gestaltet ist. Also musste ich mir als nächstes Gedanken über den Umbau des Leitwerks machen. Da die Teile alle bestens passten, wurde der Oberteil der Aufnahme für das Leitwerk mit der "Fein" mit Übermaß abgeschnitten, so dass noch auf beiden Seiten eine Sperrholzverstärkung mit 5mm Platz fand. Auf der einen Seite mit den Leitwerken verklebt und als Dübelhalter dienend, nehmen sie auf der anderen Seite - an den letzten Spant geklebt - die Dübel 6mm als Führung auf. Um das Leitwerk zu befestigen, wurde ein Balsaklotz mit ca. 50x50mm aus Balsa Hart in das Heck eingeharzt. Durch diesen wurde ein Loch senkrecht zur Auflagefläche des Leitwerks gebohrt  und ein 8mm Alurohr eingeklebt. Es dient als Führung für die Sicherungsschraube, die in die ins Höhenleitwerk eingelassene Zackenmutter eingreift und mit Hilfe der beiden Dübel den geraden und festen Sitz des Leitwerks garantiert, wobei das ganze durch die Leitwerksverspannung zusätzliche Festigkeit erhält. Erfreulicherweise sind bereits überall metallscharniere (Bandscharniere Groß) eingeklebt, obwohl sie in der Bauanleitung noch als Fertigzustellen angegeben sind. Das diese wirklich fest eingeklebt sind, konnte ich mich beim Entfernen des unteren Seitenruderscharniers überzeugen. Um nämlich das Leitwerk zu komplettieren, musste ein Stift- statt dem Bandscharnier eingesetzt werden. Im Seitenruder eingeklebt, im Rumpf in einem Messingrohr gelagert, übernimmt dieses Scharnier die unterste Lagerung des Seitenleitwerks.
 
Die Servos für die beiden Höhen- und das Seitenruder werkeln in den vom Hersteller vorgesehenen Aussparungen direkt vor Ort. Die Anlenkungen wurden so weit wie möglich spielfrei gestaltet. Auf beiden Seiten sind Kugelköpfe an die Anlenkungen montiert, welche sich auf der Servoseite bequem zur Demontage aushängen lassen. Die Servokabel wurden an der Oberseite des Rumpfes in einem Kabelkanal bis zur Kabine und weiter zum Empfänger geführt, daher konnte die Empfängerantenne am Rumpfboden in einer Bowdenzughülle, weit genug weg von den Kabeln, verlegt werden. Wie sagt ein Fernseh-Werbungsgeschädigter? "Paaaaaaaassst!"
 
Flächen: Wenden wir uns nun den Flächen zu. Das Einziehen der Servokabel wird zum Kinderspiel, da Herstellerseitig Fäden bereits in der Fläche liegen, und zwar so, dass sie nicht verloren gehen können (auf beiden Seiten angeklebt). Ursprünglich waren an den Klappen 2 Digital-Servos HiTec HS-5645BB/MG mit 10,3kg vorgesehen. Beim Einstellen der Mischverhältnisse brannte eines durch einen Kurzschluss im Motor ab (was mir schon zum zweiten Mal bei Digi-Servos passiert), worauf ich auf die bewährten HS-645BB/MG mit 7,7kg zurückgegriffen habe. Die 645 passen ohne Nacharbeit perfekt in die Ausschnitte. Die Verbindung der Servokabel mit dem Rumpf wurde mit Sub-D Steckern, welche in die Wurzelrippen und den Rumpf eingeklebt wurden, gelöst. Nur Flächen zusammenstecken und alle Kontakte sind geschlossen

Lt. Hersteller wäre die Flächenbefestigungen so gelöst, dass Schrauben von der Oberseite der Flächen durch die Beplankung in das Flächensteckungsrohr per Gewinde eingreifen und so die Sicherung gegen auseinanderrutschen gegeben wäre. Das hat mir nicht gefallen, daher habe ich einfach in der Mitte der Fläche, in der die ungenutzte Öffnung für die Servokabel war, ein Sperrholzbrett mit eingeharzter M4-Schraube hinter der Wurzelrippe eingeklebt. Im Rumpf wurde ein rundes Gegenstück als Widerlager aus Sperrholz geschnitten, so dass die Schraube durch die Rumpfseitenwand ins Innere ragt. Dort wird sie mit einer Flügelmutter gesichert. Einfach, billig und gut.
 
Streben: Diese sind sehr stabil ausgefallen. Zwei durchgehende Alu-Flachbänder (15mm x 4mm), welche mit Holz verkleidet sind, sind beim Rumpfbereich mit Messingblech mit 3 Schrauben M4 zusammengeschraubt. Die Halterung der Stützstreben habe ich entgegen der Bauanleitung nicht an der Fläche angeschraubt,  sondern mittels Blech-Halteklammern (Baumarkt) befestigt. Diese Art bringt Vorteile beim Zusammenbau, da nur mehr 3 Inbußschrauben pro Strebe und Fläche montiert werden müssen.
 
Rumpf: Der Zugang zum Rumpfinneren ist bereits vorbereitet, da die "Türen" an der rechten Seite bereits fertig angeschlagen sind. Um zu vermeiden, dass der Oberteil ständig auf die Finger fällt, wurde ein Neodym-Magnet in die Türe eingelassen. Nun kann man das Türblatt aufklappen, ohne es ständig auf der Hand zu haben. Für die Tür, die aus einem Ober- und einem Unterteil besteht, habe ich mir zusätzlich aus Resten von Anlenkungen und einem Stück Messingrohr zwei Verriegelung gemacht, da die von mir  vorgesehenen Magnete nicht genug Haltekraft hatten. Als Befestigung für das Servo der Schleppkupplung habe ich ein Sperrholzbrett mit der Servoaufnahme am hinteren Ende der Kabine Quer an den letzten Spant geklebt. Die Anlenkung ist gerade und direkt. Der Cockpitraum wird von einem Hartbalsabrett nach oben abgeschlossen, auf dem auch der Pilot befestigt wird. Da sich dieses Brett mit montierter Pilotenbüste nicht mehr aus dem Rumpf herausnehmen lässt, habe ich den Piloten von unten mit einer Plastikschraube, in die Quer (wie eine Flügelmutter) ein dünnes Sperrholz eingeklebt wurde, angeschraubt. Die Akkus für Zündung und Beleuchtung montierte ich mit Klettband auf den Zwischenboden, auf dem ich auch den 1200ccm-Tank mit Schlauchbinder befestigte. Der Zwischenboden sollte mit 4 Schrauben an im Rumpf eingeklebten Holzklötzen festgeschraubt werden. Allerdings kommt man zu den rückwärtigen Schrauben nach Bestückung des Zwischenbodens nicht mehr dazu. Also habe ich mit Sperrholzstreifen eine Klemmung an der Rumpfseite gemacht, in die der Zwischenboden einfach eingeklemmt und nur vorne mit zwei Holzschrauben befestigt wird. Das hält bombenfest.

RC-Equipment:
Im Rumpf geht es sehr aufgeräumt zu. Der Zwischenboden nimmt auch noch den Empfänger, die Solid2-Weiche und die Beleuchtungselektronik auf. Die zwei 4300mAh für den Empfänger sind aus Schwerpunktgründen an der (verstärkten) Rumpfunterseite auf einer Sperrholzplatte montiert, die durch die Rumpfunterseite angeschraubt wird und so jederzeit ausbaubar sind.
 
Flug: Die Flugeigenschaften sind Piper - Typisch, gutmütig und stabil. Die Klappen haben eine sehr gute Wirkung, wobei gegen die Lastigkeitsänderung etwas Tief beigemischt werden sollte. Was besonders auffällt, ist, dass man das Modell förmlich "an den Boden drücken" muss, um einen "ewigen Gleitwinkel" (vor allem mit gesetzten Klappen) zu vermeiden. Daraus resultierend sind  ausgezeichnete Kurzstart- und Landeeigenschaften, die selbst auf kleinen Plätzen keine Unruhe aufkommen lassen.
 

FAZIT: Von der Qualität der Bauteile bis zur Bügelqualität kann nur das beste Zeugnis ausgestellt werden. Auch das Zubehör ist reichlich. Dass an einigen Stellen, bevorzugt an den Spitzen der Folie, nachgebügelt werden muss, ist vernachlässigbar. Das vom Hersteller angegebene Gewicht konnte ohne viel Kunstkniffe eingehalten werden, was für eine gute Auswahl der Holzqualität steht. Sehr gutmütige Flugeigenschaften runden das ausgezeichnete Gesamtbild ab. Das Modell ist für jeden zu empfehlen, der mit überschaubarem Bauaufwand zu einem Imposanten Schleppmodell kommen will, mit dem man auch die "schwere Brocken" unter den Seglern ohne Probleme nach oben bringen kann.
 
Als Minus ist das Leitwerk und damit das Transportproblem zu nennen. Hier sollte sich der Hersteller doch mehr Gedanken machen und dieses abnehmbar gestalten. Nicht jeder hat einen Lastwagen in der Garage stehen! Auch bei den Ausnehmungen für das HR- und SR-Servo sollten die Ausschnitte etwas weiter auseinander sein, um eine Berührung der Anlenkungen bei langen Hebeln zu vermeiden. Als Schlußbetrachtung könnte man sagen, dass auch ARF-Modelle genug Arbeit, aber auch eben soviel Freude machen.

NS.: In der Zwischenzeit wurde die Empfangsanlage auf 2,4 GHz umgebaut, was außer dem Wechsel des Empfängers keine Änderungen notwendig machte. Das Sicherheitsgefühl, dass es keine Gleichfrequenzbelegung mehr geben kann, war für mich der Grund zum Umstieg auf 2,4 GHz.


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